Wegbereiter für den
Westfälischen Frieden

Wegbereiter für den
Westfälischen Frieden

Am 10. und 11. Juli 1645 wurde in Lengerich von den Delegationen der Kurfürsten von Mainz und Brandenburg auf protestantischer und Köln und Bayern auf katholischer Seite die Vereinbarung getroffen, dass nicht nur alle kriegsführenden Parteien, sondern alle Städte und Stände des Reiches an den Friedensverhandlungen teilnehmen sollten.

Dieser Beschluss, den wir heute als das Lengericher Conclusum kennen, war der Durchbruch zum Abschluss des Westfälischen Friedens im Jahr 1648 in Münster und Osnabrück, der den Dreißigjährigen Krieg beendete.

Was 1618 zunächst als religiöser Konflikt zwischen den Vertretern der beiden großen Konfessionen begonnen hatte, entwickelte sich durch die Beteiligung der Großmächte Schweden auf protestantischer Seite sowie Frankreich und Spanien auf katholischer Seite zu einem Krieg, der ganz Europa in Mitleidenschaft zog. Zusätzlich kämpften die Kantone der Schweiz und die Freistaaten der Niederlande um ihre Unabhängigkeit und Freiheit.

Das damalige deutsche Reich wurde vom römisch-deutschen Kaiser in Wien regiert, der von den Kurfürsten gewählt wurde. Die wichtigsten Beschlüsse für das Reich wurden vom Reichstag beschlossen, an dem mehr als 100 Gesandtschaften der Städte und Stände teilnehmen konnten.

In dem langjährigen Krieg wurden weite Teile des Reichsgebietes zerstört und es herrschte große Hungersnot. Marodierende Söldnertruppen der unterschiedlichen Parteien verwüsteten ganze Landstriche, Städte und Dörfer. Ein Drittel der Bevölkerung in Europa kam durch die Kriegshandlungen, wie auch Hunger, Pest und Cholera zu Tode.

Da sich die Grafschaft Tecklenburg im Krieg neutral verhalten hatte, gab es hier keine großflächigen Verwüstungen. Lengerich lag auf halben Weg zwischen den zuvor festgelegten Verhandlungsorten Münster und Osnabrück, daher konnten hier erste Verhandlungen stattfinden, die ihren Höhepunkt und Abschluss im Lengericher Conclusum fanden.

Die Vereinbarung, alle betroffenen Städte und Stände an den Friedensverhandlungen zu beteiligen, ist eine Besonderheit in der europäischen Geschichte! Bis dahin bestimmten nur die kriegsführenden Parteien das Ende eines Krieges. Somit war das Lengericher Conclusum ein Meilenstein auf dem Weg zur Demokratie und hat Modellcharakter für Parlamentarismus und Diplomatie!

Die Mitbestimmung aller betroffenen Parteien wurde zum bestimmenden Charakter der europäischen Entwicklung und hat dadurch den grenzenlosen Nationalismus weitgehend abgelöst.

Die Bedeutung des Lengericher Conclusums für den Westfälischen Frieden und für die heutige Zeit bedarf weiterer Beschäftigung und internationaler Beachtung.